Dir gefällt dieser Artikel? Teile ihn ...

TikTok und Co ist voll mit Erfolgsgeschichten, in denen ein kleiner Pieks in den Bauch, die Pfunde „einfach so“ purzeln lässt. Klar, dass das einen Hype um die sogenannte „Abnehmspritze“ ausgelöst hat. Um was es geht, was ich davon halte und ob es auch andere Alternativen gibt, das erfährst du jetzt. 

So wirkt die Abnehmspritze

Die im Netz so gehypte Abnehmspritze ist eigentlich für Diabetiker entwickelt worden. Für all diejenigen, die trotz Bewegungsprogramm und Ernährungsumstellung ihren Blutzuckerspiegel nicht senken konnten. Sie spritzen sich einmal pro Woche diese Fertigspritze, die in der Handhabung den Insulinfertigspritzen ähnelt. Der Wirkstoff der gängigen Präparate wie „Wegovy“ und „Ozempic“ ist aber nicht Insulin, sondern ein ganz anderer: Semaglutid. 

Es ahmt das körpereigene Sättigungshormon GLP-1 nach. Mit ganz wunderbaren Auswirkungen auf unseren Körper, um leichter Gewicht zu verlieren. Der Magen wird langsamer entleert und der Blutzuckerspiegel gesenkt. Gleichzeitig bekommt das Gehirn die klare Botschaft „ich bin satt“ und der Appetit wird insgesamt gezügelt. 

Klar, dass es unter diesen Voraussetzungen leichter fällt, Gewicht zu verlieren. Und somit ist es auch verständlich, dass viele Menschen in der Spritze ihre Chance auf Veränderung sehen. 

Für Diabetiker entwickelt

In Deutschland ist „Ozempic“ allerdings nur zur Behandlung von Diabetes Typ2 zugelassen.  Das höher dosierte Präparat „Wegovy“ hat Anfang 2022 von der EU-Kommission zusätzlich die Zulassung zur Behandlung von Adipositas erhalten. Vorausgesetzt es liegt ein BMI von 27 vor, der von mindestens einer gewichtsbedingten Erkrankung (Arthrose, Bluthochdruck, Depressionen, Fettstoffwechselstörungen usw.) begleitet wird. Oder es besteht ein BMI von 30 oder höher. 

Wenn du dich jetzt fragst, wie hoch dein BMI ist, dann kannst du das gerne hier berechnen. Eins kann ich schon verraten, wer bei 1,65 m Körpergröße 73 Kilo auf die Waage bringt, erfüllt nicht die Voraussetzungen für den Einsatz der Abnehmspritze.

Gesundheit und Versorgung in Gefahr

Gerade in Amerika wird häufig das verschreibungspflichtige Diabetesmedikament „Ozempic“ als Off-Label-Use – also ohne Zulassung – zur Gewichtsreduktion eingesetzt. 

Auch in Deutschland wird es von manchen Ärzten zum Abnehmen auf Privatrezept verschrieben.

Die motivierenden Vorher-Nachher-Bilder werden dann fleissig auf social media gepostet. Seitdem Promis wie Elon Musk und Kim Kardashian über ihre Abnehmerfolge mit der Spritze berichten, ist ein echter Hype darum entstanden. Der Hashtag #Ozempic hatte allein auf TikTok über 450 Millionen Aufrufe (Stand: 01/2023)

Dabei beachten viele gar nicht mehr, für wen das Medikament eigentlich entwickelt und zugelassen wurde. 

Und genau hier steckt die Gefahr: 

Neben der Wirkung gibt es – wie bei jedem anderen Medikament auch – die Nebenwirkungen. Es traten Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung auf. Und während der Entwicklung gab es im Tierversuch tatsächlich auch Hinweise darauf, dass diese Medikamente unter Umständen krebserregend sein könnten. 

Also Vorsicht ist geboten. Vor allem für diejenigen, die es als „Lifestyle-Medikament“ sehen und einfach nur ein paar Kilo verlieren möchten. Die Dosierung ist für adipöse Menschen entwickelt und getestet worden und nicht für normalgewichtige und schlanke Frauen, die von 58 Kilo auf 55 runter wollen. 

Keiner weiß also, welche Auswirkungen die Wirkstoffkonzentration bei Normalgewichtigen hat. 

Schließlich ist es ein punktueller Eingriff in das extrem komplexe Gefüge von Hunger- und Sättigungssignalen des Körpers. Und mit meinem Verständnis über die Genialität der menschlichen Physiologie, würde ich hier lieber die Finger von lassen. 

Im Netz finden sich Berichte von Menschen, die nicht nur eine angenehme Sättigung spüren, sondern einen viel extremeren Verlauf erleben. Sie reagieren auf den Geruch von Speisen mit Ekel. Auch hier ist Vorsicht geboten, denn schnell werden damit Essstörungen wie Magersucht unterstützt. 

Der Hype um die „Abnehmspritze“ und der freie Verkauf in den USA verursachen ein weiteres Problem: Es kommt zu Lieferengpässen des Medikaments – auch bei uns -, so dass Diabetiker, die darauf angewiesen sind, nicht mehr ausreichend damit versorgt werden können. 

JoJo-Effekt trotzdem zu erwarten 

Auch wenn „Spritze rein – schlank sein“ ein herrliches Motto wäre, ganz so einfach ist es auf Dauer nicht. 

Wie immer gilt: es braucht eine Lebensstilveränderung, damit die Pfunde dauerhaft unten bleiben. Laut Hersteller soll das Medikament auch nur eingebettet in ein Bewegungs- und Ernährungsprogramm verschrieben werden. Nur so bleiben dauerhaft die Pfunde unten. 

Anderenfalls schlägt auch hier der JoJo-Effekt wieder gnadenlos zu. 

Zumal das Medikament auch nur positiv auf das Sättigungsgefühl wirken kann, solange es regelmäßig injiziert wird. Es wirkt also nur als Dauermedikament, ähnlich wie die gängigen Blutdruck-Mittel. 

Diesen Hinweis finde ich doch sehr relevant, da man für eine Monatsration (4 Spritzen) zwischen 900 und 1200 Dollar rechnen muss. Zumindest dann, wenn man versucht, es als off-Label-Präparat zu bekommen. 

Die genussvolle und günstige Alternative ohne Nebenwirkungen

Anfangs hatte ich es beschrieben: Das Geheimnis der „Abnehmspritze“ liegt in der Wirkweise von GLP-1. Das Sättigungshormon, das sowohl auf deinen Magen, wie auch auf deinen Blutzucker und auf dein Gehirn wirkt. Es sendet Sättigungssignale und schmälert deinen Appetit. Du bist also schneller und länger satt. 

Wie wäre es, wenn du diesen Effekt in deinem Körper selber aktivieren könntest? Das wäre mal richtig klasse, oder?

Ganz ohne Nebenwirkung und ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. 

Ich kann dich beruhigen: das geht. 

Indem du deinem Bissen wieder mehr Aufmerksamkeit schenkst und ihn GENAUER kaust. Denn Studien haben gezeigt, dass GENAUES Kauen die Konzentration der Darmhormone – eben auch GLP-1 – erhöht. 

Wer seinen Bissen 40 mal, statt nur 15 mal kaut, bei dem wurden nach dem Essen eine größere Menge an Sättigungshormonen im Blut festgestellt. Wohouu!!

Na? Nun die Frage an dich: Wie oft kaust du deinen Bissen? Wenn du hier Verbesserungsbedarf siehst, dann freue ich mich, wenn ich dich mit meiner Arbeit unterstützen kann.

Mein Fazit: Das Medikament ist ein Segen für Menschen mit Diabetes Typ2 und Adipositas, die trotz Sport- und Ernährungsprogramm nicht abnehmen. Der Hype um die „Abnehmspritze“ als Lifestyle-Medikament finde ich bedenklich, denn der Schaden scheint größer zu sein, als der Nutzen. Durch die Lieferengpässe leiden die, die auf das Medikament angewiesen sind. 

Ich befürworte auf jeden Fall den Weg, körpereigene Sättigungssignale zu verstärken. Dadurch wird der Appetit reguliert und man verliert dauerhaft Gewicht. Auf eine ganz genussvolle Art und Weise, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen und ganz ohne Nebenwirkungen. 

In meinen 1:1 Coachings und meinem Onlineprogramm kauGENAU erlebe ich dauernd diese positiven Effekte, was passiert, wenn man das WIE man isst besser schult.  

In diesem Sinne

genussvolle Grüße deine

Übirgens – dieser quarks Post auf Instagram hat mich dazu inspiriert, den Blogartikel zu schreiben. 

In der Sendung „Hauptsache gesund (mdr)“, in der ich im November 2022 selbst als Studiogast eingeladen war, wurde sowohl über das Kauen als auch den Wirkstoff Semaglutid berichtet. Hier geht´s zur Sendung in der Mediathek 

Meine Quellen:

Wilding et al.: Once-Weekly Semaglutide in Adults with Overweight or Obesity (NEJM 2021)

Rubino et al.: Effect of continued weekly subcutaneous semaglutide vs placebo on weight loss maintenance in adults with overweight or obesity 

Garvey et al.: Two-year effects of semaglutide in adults with overweight or obesity: the STEP 5 trial (Nature medicine, 2022)

Smits et al.: Sefety of semaglutide (Frontiers in endocrinology, 2021)

Ozempic – Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (EMA)

Wegovy (Semaglutid) – Übersicht über wegovy und warum es in der EU zugelassen ist (EMA) 

Yong Zhu et al.: Increasing the number of masticatory cycles is associated with reduced appetite and altered postprandial plasma concentrations of gut hormones, insulin and glucose

Dir gefällt dieser Artikel? Teile ihn ...